Schöner arbeiten: Employer Branding und Arbeitsplatz-Design
Das Arbeitsplatz-Design ist immenser Faktor in der Mitarbeiterbindung: Durch die richtigen Maßnahmen lassen sich Motivation und Produktivität stark beeinflussen.
MARGARETE REXRODT
Consultant IT- und Prozessberatung
Conwiss Consulting GmbH
Mit dem richtigen Arbeitsplatz-Design verbessern Sie die Loyalität Ihrer Mitarbeiter und auch Ihr Image, das diese nach außen tragen. Gleichzeitig reflektiert der Arbeitsplatz umgesetzte Arbeitsmodelle: Wird bei Ihnen kommunikativ und non-hierarchisch gearbeitet, spiegelt sich dies idealerweise auch im Raumkonzept wider.
Dem Arbeitsplatz-Design widmen sich inzwischen interdisziplinäre Forschungsteams, die oft Bezüge zur Architekturpsychologie haben. Insgesamt erhält das Thema einen immer höheren Stellenwert; besonders im Rahmen von strategischem Employer Branding.
Das finden Sie in diesem Artikel:
Arbeitsplatz-Design als Gemeinschaftssache
„Ich find‘ die Bilderserie mit den Superhelden toll!“, plädiert Comic-Fan Tobi. „Wir sollten dabei Blau, Rot und Gelb variieren. Die klassischen Kontrastfarben!“, schlägt sein Co-Worker Ben vor. „Die Wandbilder mit den lustigen Sprüchen im Schriftmix spiegeln aber viel besser unser Arbeitsgebiet wieder!“, mischt sich auch die neue Projektleiterin in diese Design-Fragen ein.
So die Diskussion vor einigen Tagen in einer Gestaltungsagentur im Herzen Bremens.
Anlass des ganzen war der Vorschlag des Agenturchefs, die Wände der schönen Altbauräume neu zu gestalten. Natürlich soll das veränderte Design die Arbeitsweise einer kreativ-gestalterischen Agentur widerspiegeln. Gleichzeitig aber auch zum Wohlfühlfaktor der Mitarbeiter beitragen, also individuelle Vorlieben berücksichtigen.
Deshalb wurde nach ausgiebiger Diskussion schließlich im Konsens entschieden. Seitdem zieren drei überlebensgroße Bilder, die bekannte Pop Art-Motive Andy Warhols zeigen, die ansonsten reinweißen hohen Wände, an deren Abschluss zur Decke sich zurückhaltende, geschmackvolle Stuckborten finden.
Durch die kleine Größe und familiäre Atmosphäre der Agentur gestaltete sich dieser Entscheidungsprozess zu Fragen der architektonischen Aufmachung und dem Design sehr demokratisch und inklusiv. Das Team entscheidet hier gemeinsam; jede Meinung und Präferenz wird berücksichtigt und der Teamgeist gefördert. So sieht der Idealfall aus.
Anders natürlich die Situation in Großunternehmen aus, deren Gebäude/Niederlassungen einige hundert Mitarbeiter beherbergen: Dort gibt es oft spezielle Beauftragte für alle Belange der Innengestaltung und des Designs am Arbeitsplatz. Doch auch dann ist von Entscheider- und Designerseite her sehr viel Fingerspitzengefühl und Mitarbeiterverständnis gefordert.
Arbeitsplatz-Design als Faktor der Mitarbeitermotivation
Immerhin verbringen viele Menschen dem größten Teil ihres Tages am Arbeitsplatz. Natürlich muss man kein Feng-Shui-Experte sein, um die die psychologischen Auswirkungen der Umgebung auf den menschlichen Geist zu erkennen. Ein Ort, an dem große Teile des Tages verbracht werden, muss also in Hinblick auf vielerlei Eckdaten stimmig sein und Gedankenflüsse positiv anregen.
Die ideale Arbeitsplatzgestaltung fördert Kreativität und Motivation derer, die dort am Werk sind. Die Faktoren, die Einfluss auf die allgemeine und individuelle Stimmung nehmen, sind vielfältig: Diese reichen von der Raumaufteilung über das Lichtkonzept und Raumakustik sowie verwendeten Materialien und Farben bis hin zur Einrichtung und technischen Ausstattung.
Tiefgreifende Auswirkungen auf Stimmung und Leistungsmotivation
Inzwischen gibt es interdisziplinäre Forschungsteams, die sich auf die Untersuchung der psychologischen Auswirkungen von Arbeitsplatz-Design spezialisiert haben. Durch Experimente und Simulationen lassen sich viele unbewusste Abläufe in Hinsicht auf Motivation und Leistung erheben. Insbesondere Licht stellt einen immensen Faktor dafür dar, wie wohl sich Mitarbeiter fühlen und ob eher Kreativität oder Analytik gefördert werden. So schlägt beispielsweise Architekturpsychologin Lioba Werth intelligente Beleuchtungssysteme vor, die auf die spezifischen Aufgaben von Mitarbeitern reagieren.
Fest steht: Das Arbeitsplatz-Design hat große psychologische Implikationen auf Wohlbefinden und Stimmung der dort Tätigen. Verschiedene Faktoren in der innenarchitektonischen Gestaltung haben das Potenzial, sowohl hemmend als auch fördernd auf Motivation und Leistung zu wirken. Durch ein hohes Maß an Mitarbeitermotivation wird nicht nur die Produktivität, sondern auch die Mitarbeiterbindung (sowie indirekt das Image) eines Unternehmens gesteigert. Design ist also nicht nur Wettbewerbsfaktor auf dem Absatz-, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt. Durch den richtigen Umgang mit diesem Wissen wird es zur gelebten Employer Branding-Maßnahme.
Arbeitsplatz-Design als Spiegel des Arbeitsmodells
Besonders wichtig ist das Arbeitsplatz-Design natürlich im Zusammenhang mit aktuellen Veränderungen in der Arbeitswelt und seiner Akteure. Die Generation Y erhält zunehmenden Einfluss auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Diese hat veränderte Anforderungen an Job und Karriere und definiert sich – in Abgrenzung zu früheren Generationen von Arbeitnehmern – verstärkt durch das Konzept „Live at work“, also Leben und Arbeiten zusammen. Damit gehen sowohl neue Unternehmensformen, wie Agenturen, einher, als auch andere Arbeitsmodelle insgesamt.
Die Veränderungen und Entwicklungen klassischer Arbeitsmodelle, die die Generation mit „Live at work“ mitbringt, sind vielfältig. Diese sind besonders geprägt von Flexibilität und offenen Strukturen, sei es in Bezug auf Arbeitszeiten, Aufgabenteilung oder der Forderung nach flachen Hierarchien. Auch eine hohe berufliche Mobilität geht damit einher. Der Work-Life-Balance kommt stärkere Bedeutung zu als in früheren Generation, die eher nach dem Credo „Work first“ agierten. Die klassische Trennung von Arbeits- und Privataktivitäten wird mehr und mehr aufgehoben, sodass diese oftmals vollständig verschwindet. Teamarbeit und Networking ist alles.
Trend: Offenheit und Flexibilität
Natürlich muss sich auch das Design des Arbeitsplatzes diesen Anforderungen anpassen: So werden Raumkonzepte verstärkt offen und kommunikativ installiert; die klassischen räumlichen Abtrennungen zwischen Mitarbeitern und Teams werden immer mehr aufgelöst. Selbst Modelle, bei denen verschiedene Unternehmen und Branchen räumlich unmittelbar nebeneinander arbeiten, finden Eingang in die Praxis. Hierarchien abzubauen steht ganz oben auf der Agenda der Reformer, wodurch selbst die Managementebene nicht mehr in allen Fällen von den typischen Einzelbüros aus agiert.
Ein Fokus liegt ebenfalls auf innovativem technischem Equipment; immerhin ist die Generation Y die der digitalen Kommunikation. Dieses sollte so funktional und flexibel zu gebrauchen sein wie möglich, da der Trend hin zu stärkerer Arbeitsplatzmobilität geht. Und natürlich dürfen auch die richtigen Akzente in der weiteren praktischen Einrichtung nicht fehlen: Wer so viel Zeit am Arbeitsplatz verbringt, kann Snackbars, Auszeitoasen und gut ausgestattete Badezimmer brauchen. Durch derartige Maßnahmen wird der Wohlfühlfaktor gezielt befördert und das Konzept „Live at work“ in die Tat umgesetzt.
Das Design eines Raumes steht niemals lediglich für sich als solches, sondern ist stets Ausdruck von Lebensmodell oder in unserem Fall Arbeitsmodell. Die jeweiligen Charakteristika des Modells sollen und müssen sich auch im Arbeitsplatz-Design wiederfinden. Im Falle der immer einflussreicheren Generation Y und ihrer Arbeitsplatzgestaltung lautet die Devise: Offenheit, Flexibilität und Funktionalität.
Arbeitsplatz-Design in der Zukunftsperspektive
Diese bereits jetzt zu beobachtenden Trends und Tendenzen in der Gestaltung des räumlichen Arbeitsplatzes werden sich auch zukünftig fortführen. Das Raumkonzept der Zukunft ist geprägt durch einen offenen und kommunikativen Charakter. So beschreibt es auch Sven Gábor Jánsky in seinem episodischen Werk „Das Recruiting-Dilemma“. Er identifiziert drei Raumtypen der Zukunft, die in einigen Jahren die interne Struktur von Unternehmen prägen werden: Die sogenannten Co-Working Spaces sind hierbei zentral. In diesen großen, offenen Räumen arbeiten die Mitarbeiter in verschieden großen Teams zusammen und fördern somit den Austausch untereinander sowie teamübergreifend.
Daneben gibt es eine gewisse geringere Anzahl an Silent Rooms; die gewissermaßen den inklusiven, lauten Charakter des ersten Typus ausgleichen soll. In diesen ist es möglich sich auch alleine zurückzuziehen, allerdings lautet die Unternehmensanweisung dennoch, nicht dauerhaft dort zu arbeiten. Die Bedeutung innovativer Technologie auf die zukünftige Unternehmenskommunikation zeigt sich wiederum besonders am dritten Raumkonzept: Communication Rooms bestehen nahezu vollständig aus in die Wand gearbeiteten Displays, um virtuelle Kommunikation jederzeit und an jeden Ort der Welt zu ermöglichen.
Auch das Konzept der als solcher bezeichneter Shared Spaces wird sich laut Jánsky in der Zukunft der Arbeitswelt durchsetzen. In großen Bürokomplexen kann sich jeder, der will, tage- oder auch nur stundenweise zum Arbeiten einmieten. Die Gebäude bieten dabei jegliche Art von Räumlichkeit an; seien es ruhige Computer-Arbeitsplätze oder kommunikative Konferenzräume. Das unmittelbare Neben- und Miteinander verschiedenster Branchen und Tätigkeitsfelder wird zur Normalität. Auch zeigt diese neue Form des Arbeitens den Flexbilitäts- und Mobilitätsfaktor der Zukunft.
So sind auch die Raumtypen der Zukunft Reflexion der sich verändernden Arbeitsweise von Unternehmen und ihrer Mitarbeiter und definieren sich über Offenheit, Flexibilität und Kommunikationstechnologie.
So geht das Arbeitsplatz-Design – in 10 Schritten
Der Faktor Innengestaltung und Raumdesign verdient also allemal Ihre Aufmerksamkeit.
Deshalb an dieser Stelle zehn Tipps für Sie, wie das Thema richtig umsetzen:
- Binden Sie nach Möglichkeit unbedingt Ihre Mitarbeiter in Entscheidungen zur Gestaltung und Ausstattung des Arbeitsplatzes mit ein! Immerhin sind Sie alle es, die sich dort wohlfühlen sollen. Sie werden sehen, demokratische und inklusive Entscheidungsprozesse werden sich positiv auf Motivation und Teamgeist auswirken!
- Beachten Sie ganz generell, welche Branche und welches Arbeitsmodell Sie innerhalb Ihres Unternehmens umsetzen und passen Sie darauf Ihr Arbeitsplatz-Design an! Sind Sie eine eher kreativ tätige Agentur, die flexible Arbeitszeiten umsetzt, sehen Ihre Räumlichkeiten sicherlich anders aus als ein die eines relativ hierarchisch aufgebauten Sitzes eines Großunternehmens aus der Wirtschaftsbranche.
- Gestalten Sie Ihr Raumkonzept möglichst offen und kommunikativ! Durch den Ausbau von Co-working spaces fördern Sie die unternehmensinterne Zusammenarbeit und das Teambuilding. Auch wenden Sie damit einen Trend im Arbeitsplatz-Design an, der von Experten als zukunftsweisend in der Personalarbeit gewertet wird.
- Installieren Sie verschiedene Raumtypen für alle Belange! So sollten neben offen gehaltenen Kommunikationsräumen auch eine gewisse Anzahl an Rückzugsräumen für Arbeitsaufgaben, die die volle Konzentration des Einzelnen verlangen, vorhanden sein.
- Richten Sie Auszeitoasen mit bequemen Möbeln und Snackbars sowie schön ausgestattete Badezimmer ein! Insbesondere durch die Generation Y wird das Konzept „Live at work“ immer stärker in die Arbeitswelt hineingetragen. Vereinen Sie daher den Arbeitsplatz mit Komfort und Lifestyle. Der Wohlfühlfaktor Ihrer Mitarbeiter wird dadurch garantiert ansteigen!
- Verwenden Sie je nach Aufgabentypus unterschiedliche Lichtkonzepte: Dämmriges Licht fördert am besten Kreativität, helles hingegen analytische Fähigkeiten. Am besten, Sie investieren in intelligente Beleuchtungssysteme, die sich individuellen Bedürfnissen flexibel anpassen!
- Legen Sie in Ihrem Arbeitsplatz-Design Wert auf größtmögliche Flexibilität; insbesondere in Bezug auf technische Ausstattung! Die Anforderungen gehen zu immer höherer Mobilität. Durch leichte, gut transportable Ultrabooks im Vergleich zu großen, immobilen PC-Stationen machen Sie Ihre Arbeitsweise zukunftsfähig.
- Sofern dies Teil Ihrer Employer Branding-Strategie ist, setzen Sie auf flache Hierarchien! Das können Sie auch im Arbeitsplatz-Design verankern: Lassen Sie sich die Managementebene nicht in Einzelbüros auf den oberen Stockwerken verbarrikadieren, sondern fördern Sie gemeinsame Arbeitsplätze. Dieser Abbau räumlicher Abtrennungen unterstützt die interne Kommunikation.
- Achten Sie auf die richtige Raumakustik und entsprechende Isolierungsmaßnahmen! Aber Vorsicht: Eliminieren Sie nicht jedes Geräusch; dies führt bei Ihren Mitarbeitern zu dem Gefühl, alleine und abgegrenzt zu arbeiten und ist kontraproduktiv.
- Lassen Sie Profis ran! Das richtige Arbeitsplatz-Design zu finden, ist eine Aufgabe, die sehr viel Fingerspitzengefühl und psychologisches Verständnis verlangt. Sprechen Sie daher mit Employer Branding-Spezialisten und Architekturpsychologen. Diese können durch Ihre Erfahrung sicherlich einige Faktoren ermitteln, für die Verbesserungspotenzial besteht.
Fazit: Arbeitsplatz-Design ist gelebtes Employer Branding
Die Aufteilung und Gestaltung des Arbeitsplatzes haben einen nicht zu vernachlässigenden Stellenwert im Employer Branding. Sie sind Spiegel von gelebten Arbeitsmodellen und wichtiger Faktor in der Mitarbeitermotivation. Aktuelle Trends und die Raumdesigns der Zukunft sind geprägt von Offenheit, Flexibilität und Kommunikationstechnologie.