Strategisches Onboarding: Mehr als nur ein Willkommenspaket – der Schlüssel zur Mitarbeiterbindung

Onboarding umfasst kognitive und emotionale Bedürfnisse neuer Mitarbeiter. HR muss diese beachten, um ein positives Erlebnis vom ersten Tag an zu bieten.

Nicolas Scheidtweiler - Employer Branding now

NICOLAS SCHEIDTWEILER
Senior-Berater und Geschäftsführer

Tel. +49 151 275 06 385
scheidtweiler@eb-now.de

Die besten Talente zu gewinnen ist eine Herausforderung, sie langfristig zu halten eine noch größere. Viele Unternehmen investieren massiv in Recruiting und Employer Branding, vernachlässigen aber den entscheidenden Moment nach der Vertragsunterzeichnung.

Ein strukturierter Onboarding-Prozess ist weit mehr als eine administrative Notwendigkeit – er ist das Fundament für Mitarbeiterzufriedenheit, Produktivität und eine geringe Fluktuation.

Dieser Beitrag zeigt auf, wie Arbeitgeber das Onboarding konzeptionell gestalten und so die Arbeitgebermarke von innen heraus stärken.

Warum ein durchdachtes Onboarding entscheidend für Ihr Employer Branding ist

Der Onboarding-Prozess ist der erste reale Kontaktpunkt, an dem neue Mitarbeiter die gelebte Unternehmenskultur erfahren.

Hier werden die Versprechen, die  im Rahmen Ihres des Personalmarketing gemacht wurden, auf die Probe gestellt.

Ein chaotischer oder unpersönlicher Start kann schnell zu Enttäuschung führen und den „emotionalen Vertrag“ zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer brechen.

Ein positives Erlebnis hingegen bestätigt die Entscheidung für Ihr Unternehmen, fördert das Engagement vom ersten Tag an und macht neue Teammitglieder zu überzeugten Markenbotschaftern.

Ein fundiertes Konzept für ein erfolgreiches Onboarding ist daher keine Kür, sondern eine strategische Pflicht.

Die vier Phasen eines erfolgreichen Onboarding-Prozesses

Ein wirksamer Onboarding-Prozess lässt sich idealtypisch in vier Phasen gliedern, die aufeinander aufbauen und den Mitarbeitenden schrittweise in das Unternehmen integrieren.

Jede Phase hat spezifische Ziele und erfordert unterschiedliche Maßnahmen, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten.

Phase 1: Preboarding – Der Start vor dem ersten Tag

Die Zeit zwischen der Vertragsunterzeichnung und dem ersten Arbeitstag ist eine kritische Phase, die oft ungenutzt bleibt.

Aktives Preboarding hilft, die Vorfreude zu steigern und Unsicherheiten abzubauen.

Der Arbeitgeber (Personalabteilung und Führungskraft) sollten den Kontakt zum neuen Talent halten und so schon Wertschätzung aufzeigen. Dies signalisiert, dass die Person nicht nur eine Nummer ist, sondern bereits als Teil des Teams erwartet wird.

Administrative Hürden können so bereits im Vorfeld geklärt werden, sodass der erste Tag ganz im Zeichen des Ankommens und Kennenlernens stehen kann.

  • Versenden eines digitalen Willkommenspakets mit wichtigen Informationen und einem Grußwort des Teams.
  • Bereitstellung aller notwendigen Unterlagen zur digitalen Unterzeichnung.
  • Benennung eines festen Ansprechpartners (Buddy oder Mentor) für Fragen vor dem Start.
  • Einladung zu einem informellen (virtuellen) Team-Kaffee vor dem offiziellen Beginn.

Phase 2: Orientierung – Die ersten Wochen im Fokus

Die erste Woche ist entscheidend für die fachliche und organisatorische Orientierung.

Ziel ist es, die neuen Kollegen schnell arbeitsfähig zu machen und ihnen die nötige Sicherheit im neuen Umfeld zu geben.

Ein strukturierter Einarbeitungsplan ist hierfür unerlässlich.

Er sollte klare Aufgaben, Lernziele und Ansprechpartner für die ersten Tage und Wochen definieren. Eine Informationsflut am ersten Tag ist zu vermeiden.

Die Inhalte sollten stattdessen sinnvoll verteilt werden. Dabei sollte genügend Zeit für Fragen und den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen bleiben.

In dieser Phase geht es darum, die Grundlagen zu schaffen:

  • Wer sind die wichtigsten Ansprechpartner?
  • Welche Tools und Systeme werden genutzt?
  • Wie lauten die ungeschriebenen Regeln der Zusammenarbeit?

Ein gut vorbereiteter Arbeitsplatz, ein persönliches Willkommensgespräch mit der Führungskraft und eine Vorstellungsrunde im Team sind selbstverständliche, aber essenzielle Bausteine für einen gelungenen Start.

Phase 3: Integration – Vom neuen Mitarbeiter zum Teammitglied

Nach der initialen Orientierung beginnt die Phase der sozialen und kulturellen Integration.

Nun geht es darum, den neuen Kollegen vollständig ins Teamgefüge zu integrieren und ihm die Werte und die Kultur des Unternehmens näherzubringen.

Ein fester Mentor oder Buddy kann hier eine Schlüsselrolle einnehmen, wenn er oder sie als Vertrauensperson für informelle Fragen zur Verfügung steht und die Vernetzung im Unternehmen aktiv fördert.

Regelmäßige Feedbackgespräche mit der Führungskraft sind in dieser Phase entscheidend, um Erwartungen abzugleichen, Fortschritte zu würdigen und eventuelle Herausforderungen frühzeitig zu erkennen.

Aspekte dieser Phase sind:

  • Organisation von gemeinsamen Mittagessen oder Team-Aktivitäten.
  • Einplanung von Kennenlern-Terminen mit Kollegen aus anderen Abteilungen.
  • Einrichtung regelmäßiger Check-ins (z.B. nach 30, 60 und 90 Tagen).
  • Aktive Einbindung in erste eigene Projekte und Verantwortungsbereiche.

Phase 4: Weiterentwicklung – Onboarding als kontinuierlicher Prozess

Effektives Onboarding endet nicht nach der Probezeit. Die vierte Phase fokussiert sich auf die langfristige Entwicklung und Bindung der Mitarbeiter.

Nach etwa drei bis sechs Monaten sollte der Übergang vom reinen Onboarding in die reguläre Personalentwicklung fließend sein.

In Entwicklungsgesprächen können nun erste Karriereperspektiven und Weiterbildungsmöglichkeiten besprochen werden.

Indem Arbeitgeber von Anfang an in das Wachstum der Mitarbeiter investieren, zeigen sie langfristige Perspektiven auf und stärken die Bindung an das Unternehmen nachhaltig.

Das Onboarding wird so zum ersten Kapitel einer erfolgreichen gemeinsamen Reise.

Häufige Fehler im Onboarding

Trotz besten Wissens unterlaufen vielen Unternehmen wiederkehrende Fehler, die den Erfolg des Onboardings gefährden.

Ein Bewusstsein für diese Fallstricke ist der erste Schritt zur Optimierung des Prozesses.

  • Mangelnde Vorbereitung: Der Arbeitsplatz ist nicht eingerichtet, Zugänge fehlen, und das Team ist nicht informiert. Dies vermittelt einen unorganisierten und wenig wertschätzenden Eindruck.
  • Informationsüberflutung: Der neue Mitarbeiter wird am ersten Tag mit zu vielen Informationen, Namen und Prozessen überfordert. Besser sind portionierte und bedarfsgerechte Informationen.
  • Fehlende soziale Integration: Der Fokus liegt rein auf fachlichen Themen, während das Kennenlernen des Teams und der Kultur zu kurz kommt.
  • Kein klares Feedback: Weder der Mitarbeiter noch die Führungskraft geben strukturiertes Feedback, sodass Unsicherheiten und Missverständnisse unentdeckt bleiben.

Wirksamkeit des Onboarding überprüfen

Um den Onboarding-Prozess kontinuierlich zu verbessern, müssen Sie dessen Erfolg messen.

Definierte klare Kennzahlen (KPIs), geben Aufschluss über die Qualität Ihrer Maßnahmen geben.

Die systematische Erhebung von Daten ermöglicht es, Schwachstellen zu identifizieren und gezielte Anpassungen vorzunehmen. 

Neue Mitarbeiter sollten aktiv um Feedback zu ihrem Onboarding-Erlebnis befragt werden – dies ist die wertvollste Quelle für Optimierungspotenziale.

Relevante Metriken können beispielsweise die Zufriedenheit der neuen Kollegen sein, die durch kurze Umfragen nach 30, 60 und 90 Tagen erfasst wird.

Auch die „Time-to-Productivity“, also die Zeit, bis ein Mitarbeiter die volle Leistungsfähigkeit erreicht, ist ein wichtiger Indikator. 

Die aussagekräftigste Kennzahl ist jedoch die Fluktuationsrate innerhalb des ersten Jahres. Eine niedrige Rate ist oft ein direktes Ergebnis eines erfolgreichen und wertschätzenden Onboarding-Prozesses.

Onboarding: Strategische Investition

Ein fundiertes und strukturiertes Onboarding ist weit mehr als eine freundliche Begrüßung.

Es ist ein effektives Instrument des strategischen Personalmanagements und ein entscheidender Baustein für ein authentisches Employer Branding. 

Indem Arbeitgeber den Einstieg neuer Teammitglieder strukturiert, persönlich und wertschätzend gestalten, legen sie den Grundstein für eine langfristige, produktive und loyale Zusammenarbeit.

Unternehmen reduzieren nicht nur die Kosten für eine verfrühte Fluktuation, sondern stärken Unternehmenskultur und Arbeitgebermarke nachhaltig von innen heraus.

Bildrechte: Canva

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