Vielschichtig: Einsatz von Robot-Recruiting und KI

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im Recruiting steckt zwar noch in den Kinderschuhen. Studien haben jedoch schon einen Blick auf die Auswirkungen des Robot-Recruiting geworfen.

Nicolas Scheidtweiler - Employer Branding now

NICOLAS SCHEIDTWEILER
Senior-Berater und Geschäftsführer
Tel. +49 421 365 115 20
scheidtweiler@eb-now.de

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Recruiting verspricht revolutionäre Effizienz und Objektivität – doch er wirft auch zahlreiche ethische und gesellschaftliche Fragen auf. Während Unternehmen zunehmend auf digitale Tools wie Chatbots und Algorithmen setzen, um den Bewerbungsprozess zu optimieren, stehen sowohl Bewerber als auch Personaler diesen Technologien oft kritisch gegenüber.

Studien des Deutschen Bundestags, der Internationalen Hochschule und anderer Institutionen zeigen, dass die Integration von KI nicht nur technische Herausforderungen mit sich bringt, sondern auch die Gefahr birgt, bestehende Diskriminierungsmuster zu verstärken. Trotz der Hoffnung auf Neutralität in der Kandidatenauswahl werden fehlende Transparenz, mangelnde zwischenmenschliche Interaktion und das Risiko algorithmischer Verzerrungen als zentrale Probleme identifiziert.

Direkt zu den Studien

Bundestag: Robot-Recruiting und KI vor allem ethische Frage

Die Experten des Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) betrachten in ihrem Bericht unterschiedliche Facetten des Robot-Recruiting.

Neben den technischen Fragen geht es insbesondere um ethische Aspekte des Einsatzes Künstlicher Intelligenz im Personalwesen.

Hier kommt der Beitrag zu dem Schluss, dass Robot-Recruiting basierend auf festgelegten Algorithmen die Diskriminierung verstärken kann. Das überrascht auf den ersten Blick, da derartige Tools genau das Gegenteil erzeugen sollen: Eine objektive Betrachtung der Person des Bewerbers.

Hier beginnt das Dilemma: Denn, wenn ein Arbeitgeber ausschließlich nach vorher festgelegten Kriterien Kandidaten auswählt, bekommt weniger Diversität in seine Personalentscheidungen:

„Während KI-Systeme ihr ökonomisches Potenzial für die Personalauswahl nicht zuletzt aufgrund ihrer hohen Effizienz entfalten, schafft gerade jene Effizienz in ethischer Hinsicht die Gefahr einer Skalierung von Fehlern und diskriminierender Muster, was im Extremfall „zu einem systematischen Ausschluss ganzer Profiltypen vom Arbeitsmarkt führen“ kann.“

Über diese Fragestellung hinaus finden sich in dem TAB-Beitrag Einschätzungen zu Politik, Datenschutz und Wirtschaftlichkeit des Robot-Recruiting.

Studien: Vertrauen in KI und Robot-Recruiting noch gering

Verschiedene Studien zeigen Trends zur Akzeptanz und Wahrnehmung von Robot-Recruiting und KI von Personalern und Bewerbern angeht. Es besteht grundsätzlich wenig Vertrauen in die Technologien:

 

Studie: „KI im Recruiting: Emotionen, Ansichten, Erwartungen“

Die IU Internationale Hochschule Erfurt hält in ihrer Studie zum Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf die Candidate Experience fest:

„Die meisten Befragten verbinden mit KI im Recruiting negative Assoziationen und stehen dem kritisch gegenüber. 43% sind sogar der Meinung, dass Künstliche Intelligenz den Bewerbungsablauf für sie verschlechtert.“

Zwar erwarten zwei Drittel der Befragten einen zunehmenden Einsatz von KI im Recruiting, bewerten jedoch die fehlende zwischenmenschliche Interaktion als negativ. So sagen 70 Prozent, dass ein Mensch jeden Schritt im Recruiting-Prozess überwachen sollte.

Arbeitgeber, die zukünftig stärker auf Robot-Recruiting und KI setzen wollen, sollten daher klar die Vorteile der Technologie erläutern, aber parallel auch persönliche Ansprechpersonen für die Kandidaten bereitstellen.

Studie: „Künstliche Intelligenz, Chatbots und Rekrutierung. Die Sicht der Kandidaten“

In einer Studie der Adecco Stiftung für Arbeit und soziales Leben wirft das Forscherteam den Blick auf Chatbots und die Künstliche Intelligenz im Recruiting.

Deutlich wird hier: Es geht um Vertrauen der Stakeholder (HR-Abteilungen und Bewerber) in die Tools. Interessant ist das Ergebnis, dass es auch um den Anbieter (Facebook, Linkedin) geht.

Der wichtigste Aspekt, um Vertrauen in Chatbots zu gewinnen, ist Gerechtigkeit und Leistungsfähigkeit.

Hochschule München: „Chatbots im Recruiting“

In der Studie der Hochschule München und der Hochschule RheinMain aus dem Jahr 2022 wurde erneut deutlich, dass selbst sogenannte Digital Natives bevorzugt mit realen Menschen kommunizieren.

Die Forscher sehen aber auch eine Überbewertung von Chatbots im Recruiting seitens der Unternehmen. Sie gehen davon aus, dass die Anwendungsoptionen aktuell evaluiert und enger auf die Bedürfnisse der Rezipienten abgestimmt werden.

Der vollständige Artikel bei Haufe:

„Geplapper ohne richtigen Inhalt“

Robot-Recruiting und KI im Employer Branding

Noch ist unklar, welche Rolle Künstliche Intelligenz im gesamten Employer Branding haben wird. Neben der Anwendung im Recruiting bietet sich vor allem das Talentmanagement an.

Hier kann KI bessere Passungen der Kandidaten für Karrierewege im Sinne des Human Capital Management (Mehr zu: „Die neue Personalplanung in einer disruptiven Welt“) schaffen.

Grundlage, um einerseits Fairness im Sinne der Diversität und andererseits betriebswirtschaftliche Ziele zu erfüllen, ist ein klarer Employer Branding-Prozess.

Bildrechte: Canva

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