Verantwortung zurück: Das Ende der Homeoffice-Pflicht
Die Homeoffice-Pflicht ist zunächst Geschichte. Jetzt liegt im Sinne des New Work die gemeinsame Verantwortung über den Arbeitsort wieder in den Händen von Mitarbeitern und Arbeitgebern.
Ursprünglich angedacht war die Homeoffice-Pflicht zum Schutz der Gesundheit, durch die Eindämmung der Verbreitung eines Virus. Es geht aber um mehr bei der Gesundheit: Es geht um individuelle körperliche, psychische und soziale Faktoren der Mitarbeiter.
Ein Plädayor für individuelle Regelungen
Für jeden Menschen bedeutet Work-Life-Balance etwas anderes. Wir alle haben individuelle Bedürfnisse, die im Job und im besten Fall vom Arbeitgeber aktiv erfüllt werden sollten.
Daher sollte die Entscheidung über das Homeoffice dem Arbeitsverhältnis und der Verantwortung der Vertragspartner obliegen.
Die meisten Protagonisten der Homeoffice-Pflicht fordern jedoch teils mit obskuren Begründungen nach Eingriffen in das private Verhältnis:
Aber da beginnt das Problem: Nicht alle, wie die Fürsprecher der Homeoffice-Pflicht, besitzen die notwendigen Rahmenbedingungen.
Homeoffice aktuell unklar definiert
Dabei war und ist das Homeoffice ein definierter, auch rechtlicher Begriff, der den Arbeitgeber in Mithaftung nimmt. Das vergessen viele Fürsprecher einer Pflicht.
Genauer gesagt geht es bei den aktuellen staatlichen Regeln um das mobile Arbeiten zuhause. Hier gelten softere Bedingungen als im „richtigen“ Homeoffice.
So sind Staat und Arbeitgeber zunächst aus der Verantwortung. Die Mitarbeiter richten sich ihren Arbeitsplatz nach eigenen Möglichkeiten zuhause ein.
Homeoffice mit negativen Folgen
Im Homeoffice bestehen (gerade in Zeiten des Lock-downs) zu wenig Bewegung, Kleben am Schreibtisch, Einschränkung von Aktivitäten, die Herz-Kreislauf und Psyche aktivieren, keine direkte menschliche Ansprache, Verlust der normalen sozialen Kontakte nach außen, die sonst im Kontext der Arbeit, vor allem auch informell, gegeben sind.
Dazu kommen der Stress durch die das direkte Umfeld mit Partner und Kindern, in der WG, die ebenfalls viel Zeit auf engem Raum verbringen müssen.
Für Singles wiederum gibt es außerhalb der Arbeit zuhause im engeren Sinn kein positives Vorhaben, keine Abwechslung, keine neuen Reize, Eintönigkeit (kein reales Meeting, kein Treffen in der Kantine, kein um Rat gefragt werden von einem Kollegen usw.).
Dazu treten unpassende Arbeitsplätze zuhause: Chronische Schmerzen wie Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Schulterschmerzen, Kopfschmerzen vom falschen Sitzen. Diese äußeren Bedingungen sind im Homeoffice häufig ungenügend.
Viele Mitarbeiter haben für die Büroarbeit zuhause ungeeignete Tische und Stühle, arbeiten im halben Liegen, am Couchtisch, sitzen viel zu weit weg vom Monitor. All das zwingt wiederum in eine Zwangshaltung. Studien zeigen, dass das psychische Folgen hat.
Das Büro bietet soziale und psychische Gesundheit
Arbeit ist für die meisten Menschen mehr als nur der Austausch von Leistungen, Zeit gegen Geld. Es beinhaltet soziale und psychische Komponenten. Der Küchenklatsch mit den Kolleginnen und Kollegen, mal im Türrahmen des Büros zum netten Plausch mit der oder dem Angebeteten stehen oder das Bier zum Feierabend stärkt das Wohlbefinden.
Daneben führt der kognitive Austausch auf kurzem, persönlichen Weg zu schnelleren Lösungen für die Aufgaben im Arbeitsalltag. Zwischenmenschliche Konflikte lassen sich vis-á-vis besser als in einer Web-Konferenz klären.
Die Kreativität nimmt zu. Remote zu arbeiten vermittelt nicht die notwendige emotionale Dynamik, die durch Mimik und Gestik in einem physischen Raum entsteht. Führungskräfte können besser auf ihre Teams einwirken.
Durch dezidierte Arbeitsplätze, die im besten Fall ergonomisch sind, beugen die Mitarbeiter Fehlhaltungen und langfristigen gesundheitlichen Folgen vor.
Im Büro profitieren somit Mitarbeiter und Arbeitgeber gleichermaßen von der Präsenz.
Homeoffice den Menschen überlassen
Allerdings ist dieser Beitrag keine Plädoyer für eine Büropflicht. Ganz im Gegenteil: Ein Arbeitsverhältnis ist ein Vertrag zwischen Akteuren, die klare Vorstellungen von einer Zusammenarbeit und ihren Bedürfnissen haben.
In Zeiten des War for Talents ist sogar der Mitarbeiter am längeren Hebel: Er oder sie entscheidet, wie die Arbeitsbedingungen sein sollen.
In diesen Zeiten rufen einige laute Stimmen nach zunehmender staatlicher Intervention im Privaten und spricht den Menschen ab, Verantwortung für das eigene Leben in seinen Facetten zu übernehmen.
Aber widerspricht das nicht den Anforderungen an die Menschen im New Work?
Ich freue mich auf Ihren Kommentar.
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