Was ist meine 3a? Ein Führungsprinzip der Bundeswehr

In der Auftragstaktik der Bundeswehr gibt es ein klares Schema. Zentral ist dabei die eigene Absicht des Vorgesetzten. Die 3a.

Nicolas Scheidtweiler - Employer Branding now

NICOLAS SCHEIDTWEILER
Senior-Berater und Geschäftsführer
Tel. +49 421 365 115 20
scheidtweiler@eb-now.de

„Was ist meine 3 Alpha?“ – das ist keine Frage, die Sie sich morgens beim Kaffee stellen. Sie taucht im militärischen Führungsprozess auf und wird in der Offizierausbildung der Bundeswehr gelehrt.

Aber warum bringe ich dieses Prinzip in einem Blog über Employer Branding und Organisationsentwicklung?

Ganz einfach: Weil Unternehmen von der Klarheit und Struktur der militärischen Auftragstaktik enorm profitieren können.

Den Artikel gibt es zum Anschauen und Anhören bei Youtube.

Effizientes Handeln durch klare Kommunikation

Im Militär ist es überlebenswichtig, schnell zu entscheiden und effizient zu handeln.

Dafür gibt es klare Schemata.

Eines davon ist die Auftragstaktik mit fünf Schritten:

  1. Lage
  2. Auftrag
  3. Durchführung,
  4. Einsatzunterstützung
  5. Führungsunterstützung

Entscheidend ist dabei die 3a. (im NATO-Alphabet wird das „a“ als Alpha ausgesprochen). 

Sie ist die Absicht des Vorgesetzten, wie der Auftrag umgesetzt werden soll.

Die Lage als Ausgangspunkt jeder Entscheidung

Bevor es zur 3a. kommt, braucht es eine Lagebeurteilung.

Die Bundeswehr unterscheidet zwischen 1a. (Feindlage) und 1b. (eigene Lage).

Dabei wirft sie den Blick auf die Ort, Art, Stärke, Verhalten, Absicht des Gegners, und auf der eigenen Seite die Mittel, Möglichkeiten und Stimmungen. Dabei geht es unter anderem um das reine Zahlenverhältnis an Soldaten und Material.

Übertragen auf Unternehmen heißt das zunächst den Blick auf den (Arbeits-)Markt zu werfen:

  • Wer ist Wettbewerber?
  • Was macht der Wettbewerb gerade?
  • Welche Trends setzen die Marktbegleiter? 
  • Welche Produkte werden wie vermarket?
  • Wer ist Zielgruppe?

Dem Gegenüber bedarf es der klaren Ist-Analyse: Wo steht unser Unternehmen selbst – technologisch, organisatorisch, kulturell?

Für die Analyse der Umweltbedingungen empfehle ich das PESTEL-Prinzip (hier beschrieben).

Ein nüchternes, aber enorm hilfreiches Modell, um Chancen und Risiken systematisch zu erfassen.

Auftrag als Vision für Unternehmen

Im nächsten Schritt der Auftragstaktik geht es in Ziffer 2 um den eigentlichen Auftrag.

Militärisch gesprochen: Was hat die übergeordnete Führung vorgegeben? Dieser Auftrag entspricht ihrer Absicht (der 3a.) des Führungsprozesses in Verbindung mit den Aufträgen der weiter höheren Befehlsebenen. 

in Unternehmen kann man die Vision als Auftrag verstehen: Wo wollen wir hin?

Es ist das attraktive und allgemeingültige Zielbild für beispielsweise das Jahr 2035, das Orientierung gibt und nicht im luftleeren Raum hängt, sondern auf einer realistischen Lagebeurteilung basiert.

3a: Die Absicht des Vorgesetzen 

Jetzt kommt es zum Kern: Die 3 Alpha ist nichts anderes als die Absichtserklärung der Führung.

Sie bringt Lage und Auftrag zusammen und beantwortet die entscheidende Frage:

  • Wie will ich als (militärische) Führungskraft das Ziel konkret umsetzen?
  • Wo setze ich Schwerpunkte im Rahmen meiner Mittel und Möglichkeiten?
  • Im Kontext von Gelände und Wetter?

Es gilt, diese diese eigene Absicht klar zu formulieren.

Im Militär folgt der eigenen Absicht anschließend Einzelaufträge: 3b., 3c. , 3d. – jeder unterstellte Bereich bekommt seinen Teilauftrag.

Auch in Unternehmen ist das entscheidend: Produktion, Vertrieb oder Service brauchen jeweils eigene operative Aufträge, die in sich schlüssig, aber mit der Gesamtabsicht kompatibel sind.

Dabei müssen zivile Vorgesetzte auch Ressourcen, Kompetenzen und Führungskräfte benennen.

Die eigene Absicht wird dabei zu einer nachvollziehbaren Klammer, die für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verständlich ist.

Ressourcen und Kommunikation: Ohne sie geht nichts

Die eigene Absicht (3a.) und die Einzelaufträge verpuffen, wenn Ressourcen und Kommunikation nicht geklärt sind. Deshalb sind die Punkte vier und fünf der Auftragstaktik so wichtig.

In der Bundeswehr geht es dann in Ziffer 4 um die Einsatzunterstützung: Munition, Treibstoff, Instandsetzung, Sanität sind hier u.a. zu nennen. 

Unter Ziffer 5 verbirgt sich die Führungsunterstützung, dazu zählen Kommunikationsmittel und Verschlüsselungen. 

Im zivilen Bereich geht es in 4. um Ressourcen wie finanzielle Mittel, Zeit, Personal stehen. 

In der 5. geht es IT-Systeme, Software, Kommunikationskanäle. Seit diesem Jahr gehört dazu selbstverständlich auch KI – als Werkzeug für Planung, Analyse und Umsetzung.

Warum Unternehmen die 3a. brauchen

Warum bringe ich dieses Konzept meiner Offizierausbildung?

Weil viele Unternehmen genau an dieser Klarheit scheitern. Es fehlt nicht an Ideen, sondern an der Fähigkeit der Führungskräfte, eine klare Absicht zu formulieren, die über alle Ebenen verstanden und getragen wird.

Gerade in Krisen, ob bei Lieferketten, Märkten oder Technologie, hilft die Methodik der Auftragstaktik.

Sie zwingt Führungskräfte dazu, strukturiert zu denken, Entscheidungen zu treffen und diese so zu kommunizieren, dass auch der letzte Truppenteil – im Unternehmen das Team vor Ort – weiß, was zu tun ist.

Das ist kein starres Militärdenken, sondern angewandte Organisationsentwicklung. Und es macht den Unterschied zwischen Unternehmen, die in der unsicheren VUCA-Welt erstarren, und denen, die handlungsfähig bleiben.

Der Praxis-Tipp:

Basis für die eigene Absicht ist eine klare Beurteilung der Lage. 

Nutzen Sie dazu Methoden, um externe und interne Informationen strukturiert zu sammeln, zu interpretieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. 

Eine Methode für externe Umweltbedingungen ist die PESTEL-Methode. 

Diese können Sie mit Ihrem Team an einem Workshop-Tag an diversen Flipcharts erarbeiten.

Zum Video: Die eigene Absicht des Vorgesetzen

Bildrechte: Canva

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