Ausbildung als Schlüssel zur Arbeitgeberattraktivität, Jasmin Link im Interview
Fachkräftemangel und Wertewandel stellen die betriebliche Ausbildung vor völlig neue Herausforderungen.

NICOLAS SCHEIDTWEILER
Senior-Berater und Geschäftsführer
Tel. +49 421 365 115 20
scheidtweiler@eb-now.de
Unternehmen müssen heute nicht nur qualifizieren, sondern auch Sinn stiften, Orientierung geben und eine Kultur der Wertschätzung schaffen.
Gerade die Generation Z bringt neue Erwartungen an Arbeitgeber mit: Sinnvolle Tätigkeiten, klare Perspektiven und eine ausgewogene Work-Life-Balance sind für sie keine Kür mehr, sondern Voraussetzung.
Genau hier setzt die AEVO Akademie an. Als spezialisierter Bildungsanbieter unterstützt sie Ausbilderinnen und Ausbilder dabei, ihre Rolle neu zu denken – weg vom reinen Fachvermittler hin zum Lerncoach, Mentor und Motivator.
Ziel ist es, die Ausbildungsqualität zu stärken und damit langfristig die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen.
Jasmin Link (LinkedIn-Profil) erklärt im Interview, wie Unternehmen den Spagat zwischen den Erwartungen junger Menschen und den Anforderungen des Arbeitsmarkts meistern können – und warum gute Ausbildung einer der stärksten Treiber für Employer Branding ist.
Frau Link, was sind aktuell die größten Bedürfnisse, die Ausbilder an Sie herantragen?
Derzeit stehen viele Ausbilder vor der Herausforderung, mit einer zunehmend unzuverlässigen Anwesenheit ihrer Auszubildenden umzugehen.
Neben klassischen krankheitsbedingten Ausfällen beobachten wir vermehrt ein undurchsichtiges Verhalten – wie häufiges Zuspätkommen oder unerklärte Abwesenheiten, die nicht immer auf eine tatsächliche Erkrankung hindeuten.
Auch schulische Schwierigkeiten nehmen zu. Viele Ausbilderinnen und Ausbilder fühlen sich damit allein gelassen und suchen nach praxisnaher Unterstützung im Umgang mit diesen Entwicklungen.
Dazu kommt eine neue Dimension im Rollenverständnis: Ausbilder sollen heute nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Halt geben, motivieren, Konflikte lösen und die persönliche Entwicklung begleiten.
Dieses breite Spektrum an Anforderungen erzeugt ein gesteigertes Bedürfnis nach Orientierung und konkreten Handlungsempfehlungen für den Ausbildungsalltag.
Wie haben sich die Bedürfnisse von Ausbildern und Auszubildenden verändert?
Gerade die für den Ausbildungsmarkt relevante Generation Z bringt ganz neue Vorstellungen von Arbeit und Ausbildung mit.
Sie hinterfragt sehr bewusst den Sinn ihrer Tätigkeit. Sie möchte verstehen, warum sie etwas tut, was sie beiträgt – und ob sie dabei etwas Wertvolles schafft. Diese Sinnorientierung muss in der Ausbildung sichtbar und spürbar werden.
Zudem ist für diese Generation die Balance zwischen Berufs- und Privatleben besonders wichtig. Eine zu hohe Belastung wird schnell als abschreckend empfunden. Das bedeutet für Betriebe: Flexibilität, Wertschätzung und klare Kommunikation rücken stärker in den Fokus.
Gleichzeitig suchen junge Menschen nach Orientierung, Entwicklungsmöglichkeiten und einem positiven Arbeitsumfeld.
Begriffe wie ein gutes Onboarding mit z. B. einem gemeinsamen Mittagessen, gute Ausbildungsqualität, moderne Arbeitsplätze oder Teamzusammenhalt sind für sie keine Bonuspunkte mehr, sondern Voraussetzungen.
Welche fachlichen und sozialen Herausforderungen begegnen Ihnen häufig in der Ausbildungspraxis?
Einer der auffälligsten Punkte ist die nachlassende Konzentrationsspanne. Die Jugendliche wachsen sehr digital auf. Ihnen fällt es oft schwer, über einen längeren Zeitraum fokussiert und konzentriert zu arbeiten.
Die Fähigkeit zur Ausdauer ist nicht selbstverständlich – sie muss im Betrieb gezielt gefördert werden.
Außerdem nehmen sprachliche Barrieren zu. Für viele junge Menschen ist Deutsch nicht die Muttersprache, was sich in der Kommunikation, beim Verstehen von Arbeitsanweisungen oder in der Berufsschule bemerkbar macht.
Das verlangt von Ausbilderinnen und Ausbildern viel Geduld, Klarheit und eine gute didaktische Struktur. Auch soziale Kompetenzen wie Konfliktfähigkeit oder Selbstverantwortung müssen oft erst entwickelt werden.
Wie gut sind Unternehmen aktuell auf diese neuen Anforderungen vorbereitet?
Die Tendenz ist positiv gerade bei großen Unternehmen. Wir sehen in unseren Seminaren, dass sich immer mehr Unternehmen ernsthaft mit den Veränderungen auseinandersetzen und bereit sind, neue Wege zu gehen.
Es wird sehr viel ausprobiert, angepasst, hinterfragt. Der Wille, gute Ausbildung zu leisten und sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb zu positionieren, ist deutlich spürbar.
Besonders erfreulich ist: Unternehmen tauschen sich intensiver untereinander aus. Sie lernen voneinander, übernehmen gute Ideen und verbessern Schritt für Schritt ihre Ausbildungsarbeit. Kreativität, Mut zur Veränderung und die Bereitschaft, sich auf die neue Generation einzustellen, sind in diesen Unternehmen gelebte Praxis.
Das gilt jedoch lange noch nicht für alle Unternehmen. Zwar wird die Sinnhaftigkeit der Ausbildung immer mehr anerkannt, es scheitert jedoch noch an der Umsetzung diese neue Richtung auch zu gehen.
Dieses praxisnahe Wissen möchten wir in unseren Seminaren mit an die Hand geben. Damit die Ausbildung im ganzen Unternehmen gelebt wird.
Was bedeutet es, eine „gute Ausbilderin“ bzw. ein „guter Ausbilder“ zu sein?
Ein moderner Ausbilder ist heute weit mehr als ein fachlicher Unterweiser. Er oder sie ist Lernbegleiter, Coach, Mentor, Ansprechpartner, Organisator – und manchmal sogar Mediator. Dieses Rollenverständnis setzt ein hohes Maß an Empathie, Reflexionsfähigkeit und Klarheit voraus.
Wir haben dafür auch speziell einen Weiterbildungskurs entwickelt: der Ausbilder als Lerncoach. Im Kurs zeigen wir, wie Wissen anhand neuster Methode gezielt Auszubildenden vermittelt werden kann und Auszubildende gefördert werden.
Konkret heißt das: Gute Ausbilder vermitteln nicht nur Inhalte, sondern fördern auch Selbstständigkeit, stärken das Selbstvertrauen ihrer Auszubildenden und geben konstruktives Feedback.
Sie helfen jungen Menschen, sich im Betrieb zu integrieren, sich zu entwickeln und Perspektiven zu erkennen. Das gelingt nur, wenn man eine wertschätzende Grundhaltung mitbringt und Freude daran hat, andere wachsen zu sehen.
Darüber hinaus übernehmen Ausbilder heute auch eine wichtige Rolle als Vorbild – in Bezug auf Haltung, Kommunikation, Verantwortung und Umgang mit Herausforderungen. Diese persönliche Haltung ist das Fundament für eine gelingende Ausbildung.
Inwiefern beeinflusst die Ausbildungsqualität die Arbeitgeberattraktivität?
Ganz entscheidend. In einer Zeit, in der sich Unternehmen um Talente bewerben müssen, wird die Qualität der Ausbildung zum strategischen Wettbewerbsvorteil.
Wer zeigt, dass er junge Menschen ernst nimmt, ihnen Orientierung gibt und ihnen echte Entwicklungschancen bietet, wird am Ausbildungsmarkt deutlich besser wahrgenommen.
In unserem A:LIVE-Ausbilderwissen LIVE-Webinar – das findet einmal monatlich statt, man kann sich hier kostenlos anmelden – zum Thema Ausbildungsmarketing haben wir gezeigt, wie wichtig eine klare, glaubwürdige und langfristig gedachte Kommunikation dabei ist.
Eine gute Ausbildung spricht sich herum – online, im Freundeskreis, in Schulen. Sie ist einer der stärksten Treiber für Arbeitgeberattraktivität.
Was raten Sie Unternehmen, die Ausbildung als Teil der Arbeitgebermarke aufbauen möchten?
Bleiben Sie nah an der Realität. Unternehmen müssen nicht alles neu erfinden, sondern vielmehr authentisch zeigen, was sie tun – und warum. Wichtig ist, die Perspektive der Jugendlichen einzunehmen: Was bewegt sie? Was brauchen sie wirklich? Und worin liegt der tatsächliche Mehrwert eines bestimmten Berufsbildes?
Mein Tipp: Weniger Hochglanzversprechen, mehr echte Einblicke in den Alltag. Zeigen Sie Ihre Ausbildungsarbeit so, wie sie wirklich ist – mit all ihren Stärken, aber auch mit Lernfeldern.
Die Generation Z spürt sehr genau, ob ein Unternehmen ehrlich kommuniziert. Authentizität, Klarheit und ein gutes Gefühl zählen oft mehr als Benefits oder Schlagworte. Auch ein Thema in unseren Seminaren.
Die Sprache der Jugendlichen sprechen, aber authentisch. Sie über die richtigen Kanäle erreichen, aber auch nicht die Zielgruppe wie Eltern oder Lehrer vergessen.
Diese beraten die Jugendlichen und die empfehlen ihnen Betriebe.
Jasmin Link, vielen Dank für Ihre Antworten!
Über Jasmin Link:
Jasmin Link ist Gründerin und Geschäftsführerin der AEVO Akademie GmbH. Sie begleitet Menschen deutschlandweit auf ihrem Weg zum Ausbilderschein und bietet mit ihrem Team praxisnahe und digitale Weiterbildungsangebote für die berufliche Ausbildung an. Neben der bewährten Online-Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) umfasst das Angebot der AEVO Akademie auch weitere Onlinekurse sowie Seminare rund um die Themen Ausbildung, Ausbilden und Ausbildungsqualität im Betrieb.
Ihr beruflicher Weg begann in der Finanzbranche, wo sie parallel zu ihrem BWL-Studium als Kundenberaterin und später als Geschäftsstellenleiterin in einer Bank tätig war. Nach einer einjährigen Weltreise gründete sie 2020 die AEVO Akademie mit dem Ziel, die Ausbildungsqualität in Deutschland nachhaltig zu verbessern.
Jasmin ist überzeugt davon, dass digitale Bildungsformate die Zukunft der beruflichen Weiterbildung sind. Mit der AEVO Akademie schafft sie moderne Lernangebote, die sich nahtlos in die betriebliche Realität und die Employee Journey von Auszubildenden integrieren lassen.
Zum Video: Das komplette Interview mit Jasmin Link
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