Rezension: Führung neu gedacht – mit klarer Kante und Praxisbezug

„Ein Türsteher packt aus – 12 Regeln effektiver Führung“ von Egmont Roozenbeek.
Nicolas Scheidtweiler - Employer Branding now

Nicolas Scheidtweiler
Senior-Berater und Geschäftsführer
Tel. +49 421 365 115 20
scheidtweiler@eb-now.de

Mit „Ein Türsteher packt aus – 12 Regeln effektiver Führung“ legt Egmont Roozenbeek ein pointiertes Praxisbuch zur Führungsarbeit vor, das sich wohltuend von weichgespülten Ratgebertexten absetzt. 

Der ehemalige Feldjägeroffizier, Türsteher und heutige Führungskräftetrainer kombiniert persönliche Erfahrungen mit fundierter Organisationskompetenz – und bringt damit Bewegung in eine Debatte, die oft zu akademisch oder zu idealisiert geführt wird.

Roozenbeek zeigt, was Führung im organisationalen Kontext leisten muss – und wo sie heute zu oft scheitert. 

Er fordert: Wer führt, braucht mehr als Methodenwissen. Es geht um Haltung, Konfliktfähigkeit und das echte Interesse am Menschen. Ein Standpunkt, den viele aus der Praxis der Organisationsentwicklung nur unterstreichen können.

Zwischen Kaserne, Clubtür und Coachingraum: Führung als Erfahrungsdisziplin

Der Autor schöpft aus einem ungewöhnlichen Lebenslauf: Studium der Staats- und Sozialwissenschaften an der Bundeswehruniversität in München, Karriere als Offizier, später Türsteher – ein Umfeld, in dem Führung nicht abstrakt bleibt, sondern in jeder Entscheidung greifbar wird. 

Diese Erfahrungsdichte prägt das Buch, ohne es martialisch wirken zu lassen. 

Im Gegenteil: Roozenbeek gelingt in vier Hauptkapiteln die Übersetzung seiner Erlebnisse in ein reflektiertes Führungsverständnis.

Besonders gelungen ist der Einstieg in das Thema: 

Der Autor ordnet in Teil 1 Führung zunächst im organisatorischen Gesamtbild von Unternehmen ein. Er unterstreicht, warum Führung keine rein individuelle Fähigkeit ist, sondern strukturell gedacht werden muss.

Organisationen, so sein Plädoyer, müssen den Nährboden für gute Führung schaffen – und gleichzeitig in Persönlichkeitsbildung investieren.

Worauf es ankommt, erfahren Sie in dem Artikel "Notwendiger denn je: Warum Manager Leader werden sollten."

Entscheiden, kommunizieren, durchsetzen: Was Führung heute wirklich verlangt

Das Herzstück des Buches findet sich im zweiten Kapitel: Hier arbeitet Roozenbeek zentrale Kompetenzen von (modernen) Führungskräften heraus. 

Themen wie Selbstführung, Entscheidungsstärke, Disziplin und Konfliktfähigkeit werden konkret und lebensnah behandelt. Besonders bemerkenswert: Er verliert nie den Blick für den Alltag – dort, wo junge oder schlecht vorbereitete Führungskräfte oft an Grenzen stoßen.

Aus Sicht als Kamerad, der die gleiche Ausbildung durchlaufen hat, kommt es beim Lesen oftmals zu Schmunzlern, wenn er Beispiele aus dem Werdegang als Offizier der Bundeswehr anführt. 

Roozenbeek benennt diese Schwachstellen offen, bleibt aber konstruktiv. Das Buch ist kein Abgesang auf Führung, sondern eine Einladung zur Weiterentwicklung. 

Dabei wirkt es an keiner Stelle belehrend – vielmehr vermittelt der Autor ein ermutigendes Bild von Führung als anspruchsvollem, aber lohnendem Handwerk.

Und dabei greift der Autor wieder auf das Instrumentarium und die Führungsmethodik der Bundeswehr zurück, mit Lage, Auftrag, Befehlsschema und dem Akronym VENÜ. 

Führung braucht Haltung – und echtes Interesse am Menschen

In den zwei abschließenden Kapiteln fokussiert sich Roozenbeek auf Instrumente und Mindset. Dabei zeigt er klar: Ohne eine innere Haltung, ohne die Bereitschaft, sich auf Menschen einzulassen, wird Führung nicht gelingen. 

Wer führen will, muss nicht nur wissen, was zu tun ist – sondern auch, warum. Daher ist die Vision der Organisation ein wesentlicher Aspekt. Hier lässt sich Kritik am Autor üben, wenn er Begriffe und Aspekte der Organisationsentwicklung vermengt.

Dass Roozenbeek hierbei die Mikroebene betont, ist dann konsequent. Denn Führungsstärke zeigt sich nicht in Präsentationen, sondern im Gespräch, in der Entscheidung, in der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. 

Das Buch gibt keine Patentrezepte – aber es bietet Orientierung. Besonders für Leser, die Führung nicht als Status, sondern als Dienst am Team verstehen.

Ein authentischer Impulsgeber für reflektierte Führungskräfte

„Ein Türsteher packt aus“ ist ein Buch für alle, die Führung ernst nehmen – ob in HR, im mittleren Management oder an der Spitze. 

Es ist kein Schnellkurs, sondern eine Einladung zur Auseinandersetzung: Mit sich selbst, mit dem Team, mit der Rolle in der Organisation. Roozenbeek liefert Denkanstöße, ohne zu moralisieren – und bringt frischen Wind in eine oft theoretisch geführte Debatte.

Auch wenn man an einzelnen Stellen – etwa bei der Definition von Vision und Mission – andere Akzente setzen könnte, bleibt der Gesamteindruck klar positiv. 

Dieses Buch bietet Substanz, Haltung und Praxisnähe. Eine Empfehlung für alle, die Führungsarbeit weiterdenken wollen.

„Ein Türsteher packt aus! 12 Regeln effektiver Führung“ ist in der 1. Auflage im ForwardVerlag (ISBN: 978-3-9875512-8-4) erschienen, umfasst 224 Seiten und kostet 19,00 EUR.

Bildrechte: eigenes

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