Highlights auf der Zukunft Personal Süd 2025, Interview mit Carina Scharf

NICOLAS SCHEIDTWEILER
Senior-Berater und Geschäftsführer
Tel. +49 421 365 115 20
scheidtweiler@eb-now.de
Carina Scharf bringt über ein Jahrzehnt HR-Erfahrung mit – unter anderem in leitenden Funktionen – und hat sich vor Kurzem mit Humanique Solutions selbstständig gemacht. Auf der Zukunft Personal Süd 2025 in Stuttgart traf sie Nicolas Scheidtweiler wieder, mit dem sie sich über ihre neue Spezialisierung, die Messe-Highlights und aktuelle HR-Trends unterhielt.
Im Gespräch gibt sie Einblicke in ihren klaren Umgang mit Low Performance, die Rolle von Führung und welche Innovationen – insbesondere rund um KI – ihr auf der Messe besonders aufgefallen sind.
Frau Scharf, Sie haben sich gerade selbstständig gemacht – was ist der Fokus von Humanique Solutions?
Ich habe Humanique Solutions gegründet und mich auf das Thema Low Performance spezialisiert. Es geht darum, Mitarbeitende zu identifizieren, die im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen im Team dauerhaft eine geringere Leistung bringen – sei es, weil sie nicht können oder nicht wollen.
Ziel ist es, entweder eine Transformation hin zur vollen Leistungsfähigkeit zu erreichen oder einen klaren Trennungsweg zu gestalten. Halbherzige Lösungen gibt es bei mir nicht.
Wie sind Sie auf diese Spezialisierung gekommen?
Ich habe in meiner langjährigen Tätigkeit im Personalbereich immer wieder mit solchen Fällen zu tun gehabt – zuletzt auch in leitender HR-Funktion. Dabei habe ich gemerkt, dass das Thema für viele Unternehmen ein echter Schmerzpunkt ist.
Gleichzeitig fehlt oft die arbeitsrechtliche Sicherheit oder der Mut, so einen Prozess anzustoßen. Genau hier setze ich mit meinem Beratungsansatz an.
Sie waren auf der Zukunft Personal Süd 2025 – was war für Sie das Highlight der Messe?
Insgesamt habe ich den Fokus stark im Bereich Wellbeing gesehen – es gab viele Angebote rund um mentale Gesundheit, betriebliche Altersvorsorge oder Fitness.
Das sind wichtige Themen, aber nicht mein Kerngebiet. Für mich waren die spannenderen Eindrücke die Diskussionen zu variabler Vergütung und neuen Arbeitsmodellen.
Und ich habe ein neues Wort gelernt: Pilotitis.
Künstliche Intelligenz war auch ein großes Thema – wie haben Sie das erlebt?
Absolut. Besonders beeindruckt hat mich das Startup Casablanca, das mit Hilfe von KI echten Blickkontakt in Videokonferenzen herstellt. Das klingt vielleicht banal, aber es verändert die gesamte Wahrnehmung des Gesprächs. Auch sonst wurde KI an vielen Stellen als potenzieller Coach oder Kollege diskutiert.
In einem Vortrag wurde sehr schön erklärt, dass KI dort stark ist, wo Prozesse gleichförmig sind – wie beim autonomen Fahren. Kreative oder regelbrechende Aufgaben bleiben aber beim Menschen. Das war für mich auch eine beruhigende Botschaft.
Pilotitis? Was steckt dahinter?
Das beschreibt den Zustand, wenn neue, innovative Ideen zwar als Pilotprojekt gestartet werden, aber nie wirklich in den Regelbetrieb übergehen.
Sie bleiben im Provisorium stecken – ein Phänomen, das viele Unternehmen kennen dürften.
Thema Employer Branding – hat es eine Rolle gespielt auf der Messe?
Ehrlich gesagt: nicht wirklich. Ich hatte das Thema Employer Branding auch nicht besonders auf dem Schirm, aber klassische Arbeitgeberkommunikation – also wie Unternehmen sich gezielt als Marke positionieren – war kaum sichtbar.
Es gab viele Recruiting-Lösungen und Programme, aber echtes Personalmarketing, etwa in Form von Content oder Markenbotschaftern, war kaum präsent. Da ist definitiv noch Potenzial.
Wie war Ihr Gesamteindruck der Messe?
Sehr positiv. Im Vergleich zur größeren Zukunft Personal Europe in Köln war es hier in Stuttgart deutlich familiärer.
Man kam leichter ins Gespräch, es war persönlicher. Ich habe viele spannende Kontakte geknüpft – auch zum Thema Low Performance, das hier bislang noch eher unter dem Radar läuft. Außerdem konnte ich inspirierende Impulse zum Thema Leadership mitnehmen, was ja auch direkt mit dem Thema Performance zusammenhängt.
Carina Scharf, vielen Dank für Ihre Antworten!
Bildrechte: eigenes
Über Carina Scharf:
Carina Scharf, Jahrgang 1986, war über zwölf Jahre in verschiedenen HR-Funktionen tätig – unter anderem als Personalreferentin, HR Business Partnerin und schließlich in leitender Position als Head of HR. Dabei sammelte sie umfassende Erfahrung in der operativen und strategischen Personalarbeit. Im Jahr 2024 gründete sie das Beratungsunternehmen Humanique Solutions, mit dem sie sich auf die Identifikation und Begleitung von Low Performern spezialisiert hat. Ihr Ziel: klare Prozesse statt halber Lösungen – für eine leistungsstarke Unternehmenskultur.