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Stimme und Führung: Worauf es ankommt

Julia Schneider über Führung und Stimme - Employer Branding-Blog

Die Anforderungen an eine Führungskraft sind im stetigen Wandel. Wo vor wenigen Jahren noch die Fähigkeit zu managen, planen und organisieren genügte, steht nun immer mehr die Führungspersönlichkeit selbst im Fokus. Der Manager wird zum Leader. Ein wesentliches Merkmal ist dabei die Gabe, Menschen zu motivieren und zu inspirieren, aber auch, sie souverän durch Krisen zu leiten.

Das geschieht durch Kommunikation. Und das erste, direkteste und wirkungsvollste Kommunikationsmittel ist die Stimme. Ob eine Aussage ihr Ziel erreicht, liegt nur zu 50 Prozent an ihrem Inhalt. Über die restlichen 50 Prozent entscheiden die Stimme und non-verbale Aspekte.

Dies ist Grund genug für Führungskräfte, sich mit der Wirkkraft und der Qualität der eigenen Stimme auseinander zu setzen, findet Julia Schneider.

Julia Schneider ist Coach für Stimme, Sprache und Präsentation. In ihren Coachings und Seminaren zeigt die ausgebildete Sängerin Führungskräften, wie sie ihre Stimme effektiv nutzen und dadurch ihre Kommunikation verbessern können.


Frau Schneider, warum ist die Stimme für Führungskräfte wichtig?

Diese Frage ist am eindrücklichsten mit einem Satz von Friedemann Schulz von Thun zu beantworten, den ich in diesem Zusammenhang gerne zitiere:

„Die Stimme ist ein existenzielles Phänomen, das jedes Wort zum Bekenntnis und jede Äußerung zur Kostprobe der Persönlichkeit werden lässt."

Das bedeutet: In dem Moment, in dem ein Wort gesprochen wird, wird es automatisch persönlich gefärbt. Ob man möchte oder nicht. So wirken beispielsweise Menschen mit einer tiefen und sonoren Stimme kompetent. Piepsige und hektisch klingende Stimmen vermitteln eher das Gegenteil.

Als Zuhörer macht man sich automatisch und unbeabsichtigt ein „akustisches Bild“ vom Sprecher. Klingt derjenige sicher, souverän, kompetent, entscheidungsfreudig oder eher unsicher, zögerlich, verkrampft oder lasch?

Vieles davon spiegelt sich auch in der Körpersprache wider, die auch einen entscheidenden Einfluss auf die Stimmqualität hat. Die Stimme ist wie ein Fingerabdruck: Einzigartig und individuell. Man könnte auch von der Stimme als akustisches Personal Branding sprechen.

Fokus Belegschaft: Warum profitieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von einer guten Stimme der Vorgesetzten?

Jede Führungskraft muss ein Meister der Kommunikation sein. Das bedeutet neben dem Beherrschen der Spielregeln und dem richtigen Wording nicht zuletzt auch einen bewussten Umgang mit dem Stimmklang.

Denn jede Kommunikation besteht aus einer Inhalts- und einer Beziehungsebene. Wobei der Beziehungsebene die größere Bedeutung zukommt. Schließlich geht es in Gesprächen ja nicht nur um einen rein formellen Austausch an Informationen. Das könnte man auch schriftlich erledigen. Der Grund, warum Führungskräfte das persönliche Gespräch mit ihren Mitarbeitern suchen, ist ja das Wissen darum, wie wichtig eine gute und vertrauensvolle Beziehung zueinander ist.

Und genau dieser Beziehungsaspekt vermittelt sich zum größten Teil über den Stimmklang. Denn mit ihm erreichen wir die Menschen persönlich.

Letztendlich geht es bei der Führung von Mitarbeitern ja immer darum, zu motivieren, zu inspirieren oder Prozesse zu optimieren. All das ist nicht möglich, wenn das Beziehungsgeflecht unklar, unsicher oder sogar gestört ist. Nicht umsonst hängen die beiden Begriffe Stimme und Stimmung unmittelbar zusammen.

Welche Parameter kommen für die Stimme zu tragen?

Im Grunde geht es darum, dass die Stimme vielseitig klingen kann. Monotone Stimmen strahlen zum Beispiel weniger Führungskompetenz aus. Das ist jetzt natürlich sehr verallgemeinernd dargestellt, aber es gibt Studien und Versuche, die dahingehend eine eindeutige Tendenz aufweisen.

Je facettenreicher eine Stimme klingt, umso besser fühlen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer angesprochen. Und damit wird die Aussage selbst glaubwürdiger. Dafür sind non- und paraverbale Elemente verantwortlich. Bemerkenswerterweise sind das die „Bausteine“ der Musik: Tempo, Lautstärke, Tonumfang, Melodie und nicht zuletzt das gezielte Einsetzen von Pausen.

Kurz: Die Musik in der Sprache.

Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Tonumfang zu. Je größer dieser ist, umso charismatischer klingt die Stimme. Ein Phänomen, das man bei zahlreichen begnadeten Rednern, wie zum Beispiel Steve Jobs findet.

Wo liegen typische Probleme in Ihrer Arbeit?

Zunächst fehlt es häufig am Bewusstsein dafür, was für ein mächtiges Führungsinstrument die Stimme ist. Obwohl es wissenschaftlich erwiesen ist, dass der Tonfall letztendlich darüber bestimmt, ob Kommunikation gelingt oder nicht, wird immer noch zu viel Wert auf den Inhalt gelegt. Natürlich ist dieser wichtig. Es geht nicht darum, leere Worthülsen zu verkaufen. Aber auch das wichtigste Argument kommt nicht an, wenn der Ton nicht stimmt.

Oft interessieren sich die Menschen für ein Stimmcoaching, wenn die Stimme bereits starke Verschleißerscheinungen oder sogar schon Schäden aufweist, wie chronische Heiserkeit. Das ist dann ein Fall für den HNO-Arzt und Logopäden und oft mit langwierigen Behandlungen verbunden. Das lässt sich in der Regel vermeiden, wenn rechtzeitig auf das richtige Sprechen geachtet wird.

Und nicht zuletzt setzt die Arbeit an der Stimme auch immer die Bereitschaft des Coachees voraus, den Blick auch auf das eigene Verhalten und die eigene Persönlichkeit zu werfen.

Kann jeder Mensch seine Stimme verbessern?

Auf diese Frage antworte ich mit einem ganz klaren Ja!

Leider hält sich das Vorurteil, man müsse mit einer guten Stimme geboren sein, sehr beharrlich in den Köpfen. Und das ist falsch. Klar gibt es Naturbegabungen. Redner, die ihr Stimmpotenzial von Natur aus voll entfalten, ohne jemals ein Stimmcoaching gemacht zu haben. Aber diese Talente gibt es doch in jeder Disziplin. Jeder, wirklich jeder Mensch, kann seine Stimme trainieren, kann lernen, diese gezielt und sicher einzusetzen.

Und vergessen Sie nicht: Es geht nicht nur um die Stimme als Führungsinstrument. Gerade, wenn Sie beruflich viel sprechen – ob mit Mitarbeitern oder Kunden – sind Sie ein Voice Worker. Ihre Stimme wird damit auch zu Ihrem Arbeitswerkzeug. Wie wichtig eine zuverlässig funktionierende Stimme ist, merken wir meistens erst dann, wenn sie uns ihren Dienst versagt.

Eine gut trainierte und bewusst eingesetzte Stimmtechnik schützt auch vor Heiserkeit, dem Frosch im Hals oder anderen Anzeichen der Überanstrengung, die im schlimmsten Fall einen wochenlangem Arbeitsausfall nach sich ziehen können. In diesem Sinne ist eine gesunde, fitte Stimme auch ein Teil der Gesunderhaltung.

Welche konkreten Tipps haben Sie für die Stimmentwicklung?

In der Tat geht es bei der Stimmentwicklung um einen Lernprozess, der seine Zeit braucht. Das Fantastische ist aber, dass schon minimale Korrekturen bereits während dieses Entwicklungsprozesses große Wirkungen erzielen können. Ein Beispiel: Stimmqualität und Körperhaltung gehen Hand in Hand. Allein durch das Einnehmen der richtigen Körperhaltung, bekommt die Stimme einen besseren Muskeltonus. Sie kann besser und freier agieren.

Der positive Effekt ist hier eine kräftigere du dabei unangestrengte Stimme und dieser stellt sich unmittelbar mit der Anwendung ein. Ein aufwendiges und zeitintensives Trainingsprogramm ist meistens nicht notwendig – und würde an der Lebensrealität vorbei gehen. Daher lege ich in meinen Coachings sehr viel Wert darauf, mit wenig Zeitaufwand maximalen Nutzen zu erzielen.

Das Schöne ist: Um die eigene Stimme optimal und charismatischer zu nutzen, muss man gar nicht viel Aufwand betreiben. Häufig genügen die richtige Einstellung und das richtige Bewusstsein für Stimme und Sprache.

Aktuell finden viele Konferenzen per Video statt – wo sind da die Herausforderungen?

Viele Menschen machen zurzeit die Erfahrung, dass die remote Kommunikation anstrengender ist, als eine Besprechung in Präsenz. Das liegt daran, dass die Kommunikationskanäle reduziert sind. Vieles, was in Präsenz automatisch und unbewusst abläuft, greift online nicht. So ist beispielsweise der Bewegungsradius eingeschränkt, ebenso das räumliche Empfinden.

Dafür kommt es aber viel mehr auf die Stimme selbst an. Und genau das belastet diese. Ein Beispiel: Jemand spricht sehr monoton.

Das wird in Präsenzterminen zwar wahrgenommen, aber durch andere äußere Faktoren teilweise ausgeglichen. Über den Bildschirm jedoch wirkt dieses Manko noch intensiver auf die Zuhörer. Sie nehmen die Monotonie der Stimme unverhältnismäßig stärker wahr. Folglich ist es wichtig, gerade den eingeschränkten Spielraum, den Videokonferenzen bieten, optimal zu nutzen. Durch gekonntes Einsetzen der Faktoren, die der Stimme mehr Charisma verleihen.

Frau Schneider, vielen Dank für das Interview.

 

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Bild: Julia Schneider

 

 

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