Flexibilität ist Kern des New Work
- Autor: Nicolas Scheidtweiler
Flexibilität ist das entscheidende Stichwort des Xing New Work-Award 2016. Die beiden Hauptredner Günther Oettinger und Thomas Sattelberger betonten diesen Aspekt der Arbeitsorganisation als Erfolgsfaktor für Unternehmen.
Günther Oettinger malte ein dunkles Bild vom Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa, wenn der Wandel von der Old Economy hin zur digitalisierten Wirtschaft gelänge. Unterhaltsam verdeutlichte der EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft die Erwartungen der jüngeren Generationen an ihre Arbeitswelt. Gerade in der Konkurrenz zu Kalifornien und inzwischen auch Asien, sind alte bürokratische Verfahren zwischen Staat, Gewerkschaften und Konzernen ein Hindernis und obsolet. Diese Fesseln behindern aus Sicht Günther Oettingers das rasante Wachstum in Deutschland, das in Amerika durch Facebook, Google, Netflix etc. vorgelegt wird.
Demokratisierung ist Teil des New Work
Thomas Sattelberger forderte die Unternehmen auf, sich für neue Ideen zu öffnen: „New Work beginnt mit New Work Experiments!". Der langjährige Personalvorstand der Deutschen Telekom forderte gewohnt deutlich einen Systemwettbewerb bezogen auf Unternehmenskultur und Arbeitsorganisation. Für ihn steht die Demokratisierung der Arbeitsabläufe im Zentrum der neuen Entwicklung: Das Recht auf Teilhabe der Mitarbeiter wird weiterwachsen. Basis sind die Digitalisierung und daraus wachsende neue soziale Organisationen. Als Jury-Mitglied erkennt Sattelberger dabei eine positive Entwicklung. Während die ersten Einreichungen vor drei Jahren seiner Ansicht nach noch eher „Window-Dressing" waren, hätten die diesjährigen Gewinner des New Work Awards innovative Wege beschritten.
Diese Ansicht teilten die Gäste der Gala nur bedingt. Die Gespräche mit Personalmanagern unterschiedlicher Unternehmen zeigten, dass die drei Gewinner des diesjährigen New Work Awards keine besonderen Konzepte zeigten. Einige Arbeitgeber hätten sich mit gleichartigen „neuen" Arbeitsformen gar nicht angemeldet.
Gewinner des New Work Award zeigen Flexibilität
Die Kritik ist zum Teil berechtigt. Die Gewinner des New Work Award bieten einen Überblick über mögliche Systeme und geben dahingehend Anregungen für andere Arbeitgeber. Sie sind Zeichen der geforderten Flexibilität.
Wichtig ist jedoch, dass diese Innovationen zum Arbeitgeber passen. Grundlage ist das strategische Employer Branding, um nachhaltig als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben:
- Erster Platz: Robert Bosch GmbH, Gerlingen-Schillerhöhe
Den ersten Platz sicherte sich die Robert Bosch GmbH mit ihrem Konzept „Vielfalt ist unser Vorteil". Das Unternehmen setzt Impulse für eine flexible und familienbewusste Arbeitskultur von morgen. Dabei berücksichtigt Bosch die jeweiligen Lebensphasen der Mitarbeiter und bietet personalisierte Lösungen wie zum Beispiel Homeoffice, Job-Sharing und auf Betreuungszeiten abgestimmte Familienarbeitsplätze – und das auch in der Produktion. - Zweiter Platz: Heitkamp & Hülscher GmbH & Co. KG, Stadtlohn
Das Bauunternehmen Heitkamp & Hülscher GmbH & Co. KG überzeugte mit seiner Initiative „Das H-Team: Mitarbeiter als Erfolgsfaktor" und landete auf dem zweiten Platz. Die Infrastrukturexperten machen ihre Mitarbeiter zu Mitunternehmern und beteiligen sie nicht nur am Erfolg, sondern am ganzen Unternehmen – das fördert die Motivation und Zufriedenheit und steigert gleichzeitig die Attraktivität von Heitkamp & Hülscher als Arbeitgeber. - Dritter Platz: Bike Citizens GmbH, Graz
Der dritte Platz des New Work Awards geht an die Bike Citizens GmbH. Die Bike Citizens verkürzten ihre Arbeitszeiten von Montag bis Donnerstag zur 36-Stunden-Woche, vom Chef bis zum Praktikanten. Das Ergebnis: Die Mitarbeiter des Web- und App-Unternehmens sind produktiver und kreativer, weniger Krankheitstage und eine gute Stimmung im Büro. Weitere Neuerungen wie Stillarbeit am Vormittag steigern die Produktivität zusätzlich.
Thomas Vollmoeller, CEO der XING AG, zeigte sich im persönlichen Gespräch zufrieden mit der Gala: „Die eingereichten Konzepte sind so bunt und unterschiedlich wie die Lebensläufe der einzelnen Mitarbeiter. Was mich besonders freut: Es sind nicht nur Großkonzerne oder Start-Ups, die sich mit neuen Arbeitsmodellen beschäftigen, sondern zunehmend auch Firmen aus traditionelleren Branchen, die sich trauen, Arbeit neu und anders zu organisieren."
Alle Finalisten des New Work Award 2016 sind mit ihren zukunftsweisenden Arbeitsmodellen auch Teil des neuen E-Books „Aufbruch in neue Arbeitswelten", das ab heute kostenlos unter www.newworkbook.de heruntergeladen werden kann.
Autor: Nicolas Scheidtweiler / Google+
Foto: Xing