Die Fachkräfteengpassanalyse – ein Schlüssel im Personalmarketing?
- Autor: Maike Hohnhorst
Immer mehr Unternehmen klagen über offene Stellen, die immer schwerer zu besetzen sind. Um dieses Problem jedoch aktiv angehen zu können, brauchen Politik und Wirtschaft genaue Darstellungen zur Einschätzung der Fachkräftesituation in Deutschland. Mit ihrer jährlichen Fachkräfteengpassanalyse versucht die Agentur für Arbeit genau diesen Überblick zu schaffen.
Anhand von bestimmten Kriterien und unter Berücksichtigung regionaler Disparitäten erstellt sie regionale Analysen zur Erkennung von Fachkräfteengpässen.
Kriterien und Anmerkungen zur Fachkräfteengpassanalyse
Die Agentur für Arbeit hat zur Einschätzung der einzelnen Situation Kriterien aufgestellt, die definieren sollen, ab wann von einem Engpass und ab wann von einem Mangel gesprochen wird. Zum einen betrachten diese das Verhältnis von qualifizierten Arbeitslosen und ausgeschriebenen Stellenangeboten. Zum anderen wird die Zeit der Meldung einer Stelle bei der Agentur für Arbeit bis zum Zeitpunkt der finalen Besetzung mit einbezogen. Analysiert wird für jedes Bundesland und jede Berufsgruppe einzeln.
Definitionen Engpass und Mangel
- Ein Engpass liegt demnach vor, wenn auf einhundert gemeldete Stellen weniger als 150 Arbeitslose kommen oder die Vakanzzeit leicht über dem Bundesdurchschnitt liegt.
- Von einem Mangel ist die Rede, wenn weniger Arbeitslose vorhanden sind als Stellen zu besetzen und die Vakanzzeit deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt.
Individueller Blick fehlt
Die Fachkräfteengpassanalyse der Agentur für Arbeit lässt viele Aspekte außer Acht. So müssten beispielsweise dringend die Ausbildungs- und Studienabsolventen mit in die Analyse einbezogen werden. Sie sind die Fachkräfte der Zukunft, da sie noch am Beginn ihrer Karriere stehen und den Fachkräftebedarf eines Unternehmens auf lange Zeit abdecken können. Zudem wird in der Fachkräfteengpassanalyse keine individuelle Passgenauigkeit der Bewerber mit einbezogen. Teilweise stellen Unternehmen zu hohe, persönliche Anforderungen an die Bewerber. Die Stelle bleibt am Ende dann nicht auf Grund von fachlichen Defiziten unbesetzt, sondern weil persönliche Fähigkeiten fehlen. Diese Fälle stuft die Fachkräfteengpassanalyse trotzdem als Mangel oder Engpass ein. Eine klare Negativbeeinflussung bei der Einschätzung des Fachkräftemangels.
Prognose und Gründe sind nicht Bestandteil der Fachkräfteengpassanalyse
Für die Unternehmen bleibt zudem unklar, wie sich die Situation des Fachkräftemangels in den kommenden Jahren entwickeln wird. Dadurch ist es für Unternehmen schwer, Einschätzungen über die zukünftige Besetzung der Stellen abzugeben. Andere Studien legen hier den notwendigen Fokus, unter anderem die PWC-Studie „Deutschland 2030 – Die Arbeitsplätze der Zukunft“. Nach Gründen für den möglichen Fachkräftemangel fragt die Fachkräfteengpassanalyse ebenfalls nicht. Viele Unternehmen präsentieren sich bei der Suche nach Arbeitnehmern zu unattraktiv, sodass mögliche Arbeitsverhältnisse, von Seiten der Arbeitnehmer, nicht Zustande kommen. An dieser Stelle ist Employer Branding ein Ansatz. Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Fachkräfteengpassanalyse nur einen sehr eingeschränkten Einblick auf die Marktsituation gibt. Sie weißt viele Lücken auf und kann von Unternehmen höchstens als Basis für eigene, tiefere Untersuchungen dienen. Auch die doch recht einfache Reduzierung der Kriterien, ab wann ein Mangel oder ein Engpass vorliegen, dienen eher als Anhaltspunkte. Die allwissende Formel zur Analyse des Fachkräftemarktes gib es also nicht. Noch nicht - vielleicht entwickeln sie eines Tages die Fachkräfte von morgen.
Autor: Maike Hohnhorst
Bild: BettinaF / pixelio
Quelle: Bundesagentur für Arbeit