Die Bewerberreise: Mehr Kontaktpunkte im Recruiting
- Autor: Nicolas Scheidtweiler
"Früher war alles einfacher!" Das war der erste Satz in einem Kundengespräch vergangene Woche. Das Team von Employer Branding now saß vier Anwälten einer großen Sozietät in Norddeutschland gegenüber und diese machten aus ihrer Ratlosigkeit keinen Hehl. Die letzten teuer bezahlten Stellenanzeigen für das Recruiting von Mitarbeitern auf unterschiedlichen Ebenen hatten nicht gefruchtet. Der Befund war klar: Es gibt keine Bewerberreise.
Die Kanzlei sucht akut händeringend nach Mitarbeitern auf allen Ebenen und in unterschiedlichen Berufsfeldern. Dazu zählen Rechtsanwälte wie Steuerberater, aber auch Rechtsanwaltsfach- wie Steuerfachangestellte.
Die Bewerbung ist nicht mehr linear
Auf das Verfahren der Mitarbeitersuche und im Recruiting angesprochen, erklärten die Partner der Kanzlei, dass die Anzeige der erfolgreiche Weg gewesen sei. Nach dem Schalten in der Regionalzeitung und juristischen Fachmedien hätten sich die Bewerbungen gestapelt. Das sei aber nicht mehr so. Dadurch sinke auch die Qualität der Bewerbungen.
Dieses eher lineare Verfahren vom Bewerber über die Stellenanzeige zum Vorstellungsgespräch funktioniert in Zeiten der heutigen medialen Möglichkeiten nicht mehr. Potentielle Bewerber kommunizieren heute anders und erwarten unterschiedliche Möglichkeiten sich zu bewerben. Damit muss sich auch der Arbeitgeber verändern. Er muss sich für neue Wege vom Bewerber zum Vorstellungsgespräch öffnen und dabei um die Ecke denken, eine Bewerberreise ermöglichen.
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Mehrere Kontaktpunkte in der Bewerberreise
Das stellte die Anwälte der Kanzlei vor eine Herausforderung: Viele der neuen Möglichkeiten sind unbekannt. Dazu zählen bei den Partnern der Kanzlei auch die von nahezu allen Bewerbern genutzten Plattformen Facebook und Youtube. Zu den weiteren Kontaktpunkten auf der Bewerberreise können Jobmessen, Vorträge an Schulen, Stellenanzeigen, das Hochschulmarketing oder aber auch die Bundesagentur für Arbeit gehören. So kommt der Bewerber wiederholt in Kontakt mit dem potentiellen Arbeitgeber und baut unterbewusst eine Beziehung auf. Beim Schul- oder Studienabschluss oder dem Wunsch eines Arbeitgeberwechsels, denkt er so als erstes an dieses Unternehmen. Mehrere Kontaktpunkte in der Bewerberreise
Wünschenswert für die Bewerberreise ist eine ganzheitliche Strategie, die die einzelnen Kontaktpunkte sinnvoll umfasst. Daraus lassen sich die Schwerpunkte für die unterschiedlichen Bewerberzielgruppen festlegen. Je nach Alter, Karriereziel, Ausbildung, Geschlecht und Region kommen die Kontaktpunkte unterschiedlich zum Tragen.
Zentral ist die Karriere-Website
Im Zentrum der Bewerberreise steht dabei immer die Karriere-Website. Sie ist erste Anlaufstelle, um sich einen Eindruck vom potentiellen Arbeitgeber zu beschaffen. Das Unternehmen hat die Chance, sich authentisch als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren. Inhaltlich gehören die Stellenangebote, Videos, Erfahrungsberichte, Downloads und natürlich die Möglichkeit der Online-Bewerbung dazu.
Ihre Zentralität erhält die Karriere-Website dadurch, dass alle anderen Kontaktpunkte auf sie verweisen. Egal, ob Facebook (Jobanzeigen), Youtube, Broschüren, Messegespräche, Schulbesuche oder Stellenbörsen - sie verweisen auf die Karriere-Website als Schnittstelle zum zukünftigen Mitarbeiter.
Nicht zuletzt ist die Attraktivität der Karriere-Website auch entscheidend für die Conversion. Die Inhalte der Seite sollen eine gewünschte Handlung eines Besuchers, zum Beispiel das Hochladen der Bewerbungsunterlagen, auslösen. So rentieren sich auch erst die Werbeschaltungen für die Seite via Google Ads oder den Facebook Ads.
Mut zu neuen Wegen
Die Anwälte der Sozietät waren zunächst überrascht von den unzähligen Möglichkeiten der Kommunikation mit potentiellen Mitarbeitern, sahen aber dann die Chancen - gerade vor dem hohen Handlungsdruck. Sie wollen durch verschiedene Kontaktpunkte die Bewerberreise zur Kanzlei vereinfachen.
Nicht für jeden Arbeitgeber sind all diese Plattformen unbekannt, aber ihre neue Nutzung in der Kommunikation mit Bewerbern erfordert Mut. Und diesen Mut müssen Unternehmen mitbringen, wenn sie im Wettbewerb am Arbeitsmarkt bestehen wollen.
P.S. zur Bewerberreise
Die Bewerberreise endet nicht mit dem Überschreiten der Schwelle am ersten Arbeitstag. Auch in dieser Phase müssen Führungskräfte den neuen Mitarbeiter einbinden und ihm zeigen, dass er nun Teil des Teams ist. Zudem zeigt eine frühzeitige Einladung zu einem Team-Meeting oder einem Arbeitsessen schon vor dem ersten Arbeitstag die Wertschätzung für den neuen Mitarbeiter.
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Autor: Nicolas Scheidtweiler / Xing
Foto: stromie / pixelio.de
Grafik: Employer Branding now